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Knieverletzungen

VORDERES KREUZBAND (VKB)

Vordere Kreuzbandverletzungen sind oft Folge unkontrollierter Abstoppbewegungen oder Drehungen, wie sie bei Sportarten wie Fußball, Handball oder Kampfsportarten häufig sind. Der Unfallmechanismus ist dabei in typischer Weise die Verdrehung des Kniegelenkes bei fixiertem Fuß während abruptem Richtungswechsel auf stumpfen Bodenbelag wie z.B. beim Fußball wenn der Fuß mit den Stollen im tiefen Rasen hängen bleibt und der Oberkörper weiter in die andere Richtung dreht.

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Kurzform Vorderes Kreuzband

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Nachbehandlung Vorderes Kreuzband

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Symptome

Manche Patienten spüren einen heftigen Schmerzen, wenn das Kreuzband reißt. Andere hören, wie es knackt, und haben das Gefühl, das Knie sei rausgesprungen. Das Gelenk bildet dann rasch einen Bluterguss und schwillt an.

Es kann aber auch zu Verletzung kommen ohne das sich die Betroffenen an einen „schlimmen“ Unfall erinnern können. Die Beschwerden sind danach eher gering und verschwinden nach wenigen Tagen. Die große Gefahr besteht dann darin, dass die Verletzung bagatellisiert wird. So kommt es vor, dass eine vordere Kreuzbandverletzung erst nach einigen Jahren festgestellt wird, leider oft, nachdem schon schwere Begleitschäden entstanden sind. Andere Patienten verspüren infolge des Unfalls ein Unsicherheitsgefühl und haben Angst, ihren Sport wie gewohnt aufzunehmen während im Alltag das Knie ausreichend stabil ist. Die Wenigsten sind derart instabil, dass sie sich im Alltag nicht mehr auf ihr Knie verlassen können. Sie berichten über ein unwillkürliches Wegknicken (giving-way) während Drehbewegungen und Probleme beim Treppabgehen.

Behandungsmöglichkeiten

Im akuten Fall der Verletzung sollte das verletzte Knie möglichst geschont und an Gehstützen entlastet werden, bis z.B. durch eine Kernspintomografie (MRT) die Mitverletzung anderer Strukturen ausgeschlossen ist. Die vorhandene Schwellung und der Gelenkerguss können durch Lymphdrainage sehr positiv beeinflusst werden.

Ggf. muss der Erguss abpunktiert werden. Eisbehandlung und Krankengymnastik sowie abschwellende Medikamente (z.B. Diclofenac, Ibuprofen, usw.) können die Zeit bis zur ggf. notwendigen Operation verkürzen.

Nicht jede Kreuzbandverletzung muss operiert werden. In wenigen Fällen kann das Kniegelenk auch ohne Operation ausreichend stabil werden. Ob eine Operation erforderlich ist, hängt von verschiedenen Gesichtspunkten ab und sollte in einem persönlichen Gespräch mit dem Arzt geklärt werden. Die Entscheidung zur Operation sollte vom Aktivitätsgrad und dem Ausmaß der Instabilität abhängig gemacht werden. Körperlich aktiven Menschen ist eine Operation zu empfehlen. Wenn der Verletzte das Gefühl hat, dass er sich auf sein Knie im Alltag nicht mehr „verlassen“ kann, ist eine Operation auch bei körperlich weniger aktiven Patienten angeraten. Eine Altersgrenze gibt es nicht.

 

Konservative Therapie

Bevor man nach einer Kreuzbandverletzung zum Sport zurückkehrt, sollte das Gelenk seine volle Beweglichkeit zurückerlangt haben und stabil sein. Knieschonende Sportarten wie Fahrradfahren, Schwimmen, Joggen sind zu empfehlen. Sportarten wie Fußball, Handball, Basketball und andere Sportarten mit schnellen Richtungswechseln sind bei instabilen Gelenkverhältnissen nach einer Verletzung der Kreuzbänder nicht zu empfehlen. 

 

Operative Therapie

Zum Zeitpunkt der Operation sollte das Knie nach der Verletzung abgeschwollen sein und sich schmerzfrei bewegen lassen. Das kann nach dem Unfall bei vorhandenen Begleitverletzungen (z.B. Innenbandruptur) unterschiedlich lange dauern. Ein frisch verletztes Knie mit vorhandener Schwellung, Ergussbildung und/oder schmerzhafter Bewegungseinschränkung sollte nicht operiert werden. Hieraus können deutliche Bewegungseinschränkungen nach der Operation entstehen, die die Nachbehandlung deutlich verzögern. Die Investition von Zeit in die 'reizreduzierende' Therapie ist gesehen auf die gesamte Ausfallzeit nach einer solchen schweren Knieverletzung häufig gut angelegt. Notfalloperationen nach einer vorderen Kreuzhandverletzung sind nur in seltenen Ausnahmefällen notwendig.

 

Die Operation

Die am häufigsten durchgeführte Operation am vorderen Kreuzband ist die Rekonstruktion des Bandes mit Hilfe einer körpereigenen Sehne. Hierfür eignen sich mehrere Sehnen die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Grundsätzlich existieren keine Unterschiede im Hinblick auf die Stabilität nach der Operation. So ist die Wahl des Transplantates am ehesten von den individuellen Voraussetzungen auf Seiten des Patienten abhängig.  

 

Semitendinosussehne

Die Semitendinosussehne ist das von uns favorisierte Material für den vorderen Kreuzbandersatz und hat eine Reihe von Vorteilen:

  • Die Entnahme der Sehne macht wenig Beschwerden nach der Operation.  
  • Die Muskulatur am hinteren Oberschenkel verliert zwar durch die Sehnenentnahme einen Teil ihrer Funktion, kann diese aber durch benachbarte Muskeln kompensieren.
  • Aufgrund des kleinen Hautschnitts (3-4 cm ) ist auch das kosmetische Ergebnis meist besser als bei anderen Verfahren. 
  • Die Semitendinosussehne ist insbesondere für Kinder geeignet.
  • Die Sehne hat dem größten Durchmesser. Die Reißfestigkeit ist sehr hoch. 
  • Die Sehne bietet aufgrund der 'Ähnlichkeit' zum ursprünglichen Kreuzband dem Gelenk einen optimalen Komfort.
  • Die Entnahme hat nicht die früher üblichen typischen Entnahmeprobleme der Patellasehne.

 

Oberschenkelsehne (Quadricepssehne)

  • Sie ist das ideale Sehnenmaterial bei Wiederholungseingriffen nach mehrfacher Kreuzbandoperation.
  • Der Hautschnitt ist 5-6 cm lang und ist an der Vorderseite des Kniegelenkes oberrhalb der Kniescheibe.

 

Kniescheibensehne (Patellasehne)

  • die Sehne wird mit an beiden Enden der Sehne befindlichen Knochenblöcken entnommen.
  • Der Hautschnitt ist ca. 6-8 cm lang an der Vorderseite des Kniegelenkes unterhalb der Kniescheibe.
  • Nachteile dieses Verfahrens sind die häufig auftretenden chronischen Reizzuständen oder vereinzelt auftretenden Verkürzung der verbliebenen Patellarsehne. 

 

ABLAUF DER OPERATION


Zunächst erfolgt die Gelenkspiegelung (Arthroskopie). Bei dieser Untersuchung des Gelenkes können Schäden an Meniskus und Knorpel erkannt werden und ggf. mitbehandelt werden.

Nach Entnahme der jeweiligen Sehne wird diese in besonderer Weise präpariert und so zum Kreuzbandtransplantat 'umfunktioniert'.

Anschließend wird das Gelenk zur Aufnahme des Kreuzbandtransplantates vorbereitet. Dazu werden jeweils ein Bohrkanal in Ober- und Unterschenkel gebohrt. Dann wird das neue Band in die Bohrkanäle eingezogen und dort verankert. Dazu werden sogenannte Fixierungsplättchen verwendet, die das 'neue' Kreuzband an Ort und Stelle halten. Zusätzlich werden in die Bohrkanäle Schrauben eingebracht. Diese bestehen aus sich auflösendem Material und pressen das Kreuzband an die Bohrkanalwand. So wird die Einheilung des Sehnengewebes in den Knochen verbessert. Am Ende der Operation wird das Gelenk auf seine Beweglichkeit kontrolliert. 

 

Operation Verletzung Vorderes Kreuzband
Operation Verletzung Vorderes Kreuzband
Operation Verletzung Vorderes Kreuzband
Operation Verletzung Vorderes Kreuzband

Abb. aus Strobel M.J., Zantop T., (2010) EndePress Tuttlingen

Nachbehandlung

Das Nachbehandlungskonzept ist auf die Operation abgestimmt. Sie erhalten dieses in schriftlicher Form nach der Operation. Sie sollten sich deshalb unbedingt danach richten und vorsichtig sein. Das Nachbehandlungsregime bestimmt maßgeblich über den Therapieerfolg. Direkt nach der Operation benötigt das Gelenk zunächst viel Ruhe. Die Devise lautet: „weniger ist mehr“. Während dieser Zeit sollten Sie sich auf die nötigsten Wege beschränken und das Knie hochlagern und viel kühlen.

Belastung
Nach der Operation darf das Gelenk unter Teilbelastung an Unterarmgehstützen belastet werden. Zur Schmerzvermeidung wird nach der Operation eine Schiene (z.B. Mecronschiene) angelegt, die das Bein vor unkontrollierten Bewegungen schützt. Diese sollte für die erste Woche nach der Operation Tag und Nacht getragen werden. Trotzdem kann das Gelenk im Rahmen der Physiotherapie bis zur Schmerzgrenze bewegt werden. Nach der 1. Woche wird tagsüber eine bewegliche Gelenkschiene angelegt. Diese sollte solange getragen werden, bis sicheres Gehen möglich ist. In der Regel ist das nach 4-6 Wochen nach der Operation der Fall. Gehstützen sollten für insgesamt 4 Wochen nach der Operation genutzt werden. Nach der 2. Woche ist das Gehen ohne Gehstützen prinzipiell erlaubt und häufig auch ohne Schmerzen möglich. 

Beweglichkeit
Die Beweglichkeit des Kniegelenkes wird für die ersten 4 Wochen auf 0-10-90° (eingeschränkte Beugung und Streckung) limitiert. Passiv sollte das Knie aus der Schiene im schmerabhängigen vollen Umfang bewegt werden. Es reicht, wenn die volle Streckung 6 Wochen nach der Operation erreicht ist.

Krafttraining
Sie sollten auf keinen Fall vor Ablauf der ersten 3 Monate nach der Operation Haftübungen an Kraftmaschinen durchführen, wo sie das Gelenk gegen Widerstand in die volle Streckung bringen. Dabei besteht die Gefahr der Auslockerung des Bandes.

Arbeitsunfähigkeit

Nach der Operation wird die Krankengymnastische Behandlung die nachfolgende Trainingstherapie an die individuelle Situation in Intensität und Quantität angepasst. Der Zeitpunkt der Wiederherstellung von Kraft, Funktion und Sportfähigkeit variiert mitunter beträchtlich. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit richtet sich natürlich nach der Art der beruflichen Tätigkeit und beträgt abhängig von der beruflichen Situation ca. 2-4 Wochen für Bürotätigkeiten. Für Patienten, die körperlich hart arbeiten müssen, ist mit dem Ende der Arbeitsunfähigkeit nach ca. 3 Monaten zu rechnen.

Sportfähigkeit
  • Leichtes Joggen auf ebener Unterlage ist ab dem 3. Monat nach der OP erlaubt, wenn sie sich ausreichend sicher fühlen. Der Krankengymnast wird vorher mit Ihnen Übungen machen, die zeigen, dass Sie das Knie gut stabilisieren können.
  • Sportarten mit schnellen Richtungswechseln (Fußball, Handball, Basketball,  …) sowie Kontakt-Sportarten sollten frühestens nach 8 Monaten begonnen werden. Es sei denn, sie sind muskulär ausreichend fit sind, um ohne Gefahr für das neue Kreuzband die sportliche Aktivität ausüben zu können.